Ist eine Firma erstmal verkauft, geht’s erst richtig los. Teil 2
Due Diligence (Risikoprüfung)
Nachfolger in Familiengesellschaften oder MBO-Nachfolger verzichten häufig auf eine umfassende Due-Diligence. Dabei ist die Risikoprüfung das einzige Instrument zur Überprüfung von Aussagen, Betrachtungen und auch zur Erarbeitung und Verständnis des Potenzials. Es ist kein Misstrauen, wenn langjährige Mitarbeiter oder familieninterne Nachfolger die Gesellschaft prüfen wollen – im Gegenteil. Es zeugt von Interesse, die Firma im richtigen Licht zu sehen und auch von einer minimalen Professionalität, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind. Es kann sogar empfehlenswert sein, eine Prüfung seitens der Verkäuferschaft einzufordern. Die wichtigsten Tatsachen werden so prüfbar, transparent und vor allem bekannt. Die gesamte Dokumentation wird ein Bestandteil des Übernahmevertrages und kann später nicht mehr als unbekannt dargestellt werden.
Kommunikation
Gutes tun und darüber sprechen. Eine abgedroschene Wortfolge, die es in sich hat. Professionelle Kommunikation bringt es auf den Punkt – und wer nicht richtig kommuniziert, verfehlt die entscheidenden Aussagen, die während einer Übernahme so wichtig sind. Darum empfehlen wir, sich auch bei drängendem Zeitmangel genügend Zeit zu lassen und sich über eine zielführende Kommunikation Gedanken zu machen. Denn genau diese wenigen Aussagen beeinflussen eine grosse Schar von interessierten Mitarbeitern, Lieferanten, Geschäftspartner und so weiter. Es ist eine Chance, aber auch eine Gefahr. Wenn es nicht gelingt, die richtige Botschaft am richtigen Ort, zur richtigen Zeit zu platzieren, kann alles falsch verstanden werden. Die Spätfolgen sind schwierig abschätzbar – aber sie werden da sein.
Firma verschenkt?
Grundsätzlich ist es so: wer kein Geld hat, kann keine Firma kaufen. Auch an das sollte man sich auch halten. Es gibt nun aber Ausnahmen, welche möglich sein sollten. Sehr hohe Substanz, viel Liquidität, kleine Erträge – eine Folge von langjähriger und selbst auferlegter Dividendensperre aus steuerlichen Gründen. Kein Käufer will Substanz, geschweige denn Liquidität kaufen und schon gar kein Käufer möchte eine latente Steuerlast „gratis“ übernehmen.
So kann es passieren, dass Verkäufer dazu gezwungen sind, die Aktien ihrer Firma zu einem Preis weit unter Wert zu verkaufen. Eine gemischte Schenkung. Das macht er dann, wenn er keine andere Möglichkeit mehr sieht oder wenn er jemandem einen Vorzugspreis zukommen lassen will. Nebst der Tatsache, dass der Staat genau hinschaut und sich seinen Obolus holen wird, kann es durchaus sein, dass diese Entscheidung später kritisiert wird – von Geschwistern, Kindern, Eltern oder von leitenden Mitarbeitern. Im schlimmsten Fall vom Verkäufer selber. Ach hätte ich doch nur…
Preisnachlässe sollten bewusst und mit gutem Grund gewährt werden. Am besten schreibt man sich die Entstehungsründe auf, damit sich später alle gut daran erinnern können. Auch der Käufer und seine Miterben, denn solche gemischten Schenkungskäufe werden später anfechtbar.
Anforderungskatalog
Je klarer eine Nachfolge definiert wird, je wahrscheinlicher hat man damit Erfolg. Der Unternehmensverkäufer soll sich intensiv darüber Gedanken machen, wer für seine Nachfolge in Frage kommen könnte. Ein exaktes Anforderungsprofil kann es auch dem Umfeld leichter machen, die Fühler auszustrecken und nach dem „richtigen“ Nachfolger Ausschau zu halten. Immerhin kann es sein, dass der Verkäufer noch eine ganze Weile im Unternehmen verbleiben wird und seinen Teil zu einer erfolgreichen Übernahme beitragen muss. Umso wichtiger ist es, zu definieren, wie er diese Zeit verbringen will. Alle anderen Themen, wie Eigenkapital, Steuern, Verträge, Kunden etc. sind dann lösbar.
Die in der Vorstellung schon riesige Anzahl an nachfolgewilligen Unternehmen zeigt auch Chancen für Neuunternehmer, übernahmewillige bestehende Firmen und Familienmitglieder auf. Noch nie wurde das Thema „Nachfolge“ derart intensiv diskutiert und aufgezeigt, wie es gehen könnte – und vermutlich war es aufgrund der Möglichkeiten noch nie so schwierig, sich für einen Weg zu entscheiden. Auch hier gilt: je klarer die Vorstellung, je schneller passiert die eigene Nachfolge.
Rolf Staedler
CEO awit consulting ag
Leiter Fachbereich M&A
dipl. Steuerexperte
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